2. Projektabschnitt: Der Bursfelder Liber ordinarius

Die zweite Phase des Projektes Die Rolle der Musik in den Bursfelder Klosterreformen startete am 1. November 2016, sie befasst sich mit dem Liber ordinarius der Bursfelder Kongregation.

Ein Liber ordinarius ist ein liturgisches Buch, in dem der Ablauf von Messe und Stundengebet geregelt werden. Üblicherweise bestehen solche Bücher vor allem aus Listen von Gesängen und Texten, die an den verschiedenen Terminen gesungen und gesprochen wurden, gelegentlich mit Angaben zur Ausführung. Der Bursfelder Liber ordinarius jedoch enthält praktisch keine solchen Listen, sondern verweist dazu u.a. auf das Antiphonale der Kongregation. Stattdessen weist es die Teilnehmer an Messe und Stundengebet in den Klöstern minutiös an, wie die verschiedensten liturgischen Feiern auszuführen sind, und gibt dabei vor allem Haltung und Blickrichtung an, immer wieder aber auch die Aufteilung auf Vorsänger und Chor. Es nähert sich dabei dem Typus des Zeremoniale an und bietet damit also eine Vielzahl an Hinweisen zur Ausführungspraxis des Gregorianischen Chorals im Spätmittelalter.

In diesem Projektabschnitt soll der Bursfelder Liber ordinarius ausgewertet werden und dabei insbesondere dessen Informationen über die Ausführung der liturgischen Gesänge dargestellt werden. Der Text soll aber auch auf Bezüge zu anderen Texten bzw. Texttraditionen hin untersucht werden, insbesondere zu anderen Libri ordinarii und Zeremonialien. Außerdem soll der Text kritisch ediert werden, unter Berücksichtigung nicht nur des Druckes von 1474/75, sondern auch der zahlreichen handschriftlichen Fassungen.